Mittwoch, 25. Juli 2012

Wege-durch-das-Land im Alten Forstamt

Wege-durch-das-Land am 14/15.07.2012 im Alten Forstamt im Teutoburger Wald

Die Kunst darf nie populär sein wollen. Das Publikum muß künstlerisch werden.
Oskar Wilde

Dies ist, wie ich finde, ein gutes Motto für ein ungewöhnliches Event. Seit nunmehr 13 Jahren findet das einzigartige und anspruchsvolle Literatur- und Musikfest „Wege durch das Land in unserer Region statt. In diesem Jahr finden die Veranstaltungen vom 11. Mai bis zum 28. Juli 2012 in verschiedenen Bauernhöfen, in einem Forsthaus, auf Schlössern, Mühlen und romantischen Klöstern statt. So auch im Rosengarten des Alten Forstamtes im Teutoburger Wald. Am 14. und 15. Juli 2012 fanden zwei Veranstaltungen bei uns statt. Es war viel Vorbereitung nötig, denn es sollte sich alles von seiner besten Seite zeigen..das Haus wurde gestrichen, die Hecken geschnitten, die alte Eiche um trockene Äste bereinigt, das Torhaus ausgeräumt für das Catering, der Bauerngarten wurden kultiviert, sämtliche Beete, Rosenrabatten und Kräutergarten wurden neu aufgepflanzt, gejätet und aufs Beste gepflegt.. Es wurden Rosenbögen gebaut, die Zäune repariert – Wiesen gemäht – der Hof neu eingesät und die Blumenkästen bepflanzt, kurzum man hat sich monatelang auf den Höhepunkt des Jahres vorbereitet.

Am Freitag, den 13.07.2012 liess Frau Dr. Labs-Ehlert, die Festivalorganisatorin, das grosse Zelt im Garten aufbauen und verschiedene kleinere Pavillions auf dem Hof für das Catering aufstellen (da für den Samstagaben Regen erwartetet wurde). Das grosse Zelt wurde direkt neben den Rosenrabatten aufgestellt und durch die Fenster des Zeltes sah man auf blauen Rittersporn, rote Rosen und die bunten Blumen des Bauerngartens. Es war ein war ein geradezu impressionistischer Anblick.

Das kompetente und motivierte Team von Literaturbüro Detmold die „Wege-durch-das-Land“ organisieren kam und  es wurde allerorten gewerkelt - ein Büchertisch und Stuhlreihen im Zelt aufgebaut,  Stuhlnummern aufgeklebt, Soundcheck gemacht.. Heizungen im Zelt aufgestellt, die Ferienwohnungen wurden zu Künstlergarderoben umfunktioniert..– es herrschte eine  fröhliche Stimmung wie in einem Bienenstock. Und allmählich kam auch bei uns die Vorfreude auf das Event.

Und dann war es schliesslich soweit – am Samstag, 14.07.2012, erschienen schon um 09.00 Uhr die ersten Helfer von Wege durch das Land. Um 14.00 Uhr war es soweit die letzten Aufbauarbeiten und Soundchecks durchgeführt.., Blumenschmuck auf die Tische und im Zelt stellen, die Wege auf dem Hof wurden mit Platten abgedeckt,  Regenschirme wurden bereitgestellt, die Parkeinweiser nahmen Position ein und die ersten Künstler kamen an, Matthias Habich, Tomas Venclova, Michel Godard und Gavino Murgia. Um 17.00 erschienen dann die ersten Festivalgäste, flanierten über den Hof und betrachteten den Garten. Welch ein Glück, dass sich Hof und Garten im besten Gewande präsentierten.. Kurz vor 18.00 Uhr war es dann soweit – die Gäste gingen durch das Holztor in den Garten und betraten das  weisse Zelt im Garten. Tomas Venclova und seine Übersetzerin kamen und nahmen Platz in der ersten Reihe..und die Spannung stieg auch bei uns..

Dann wurden die Gäste begrüsst, eine kurze Rede von mir –Frau Dr. Labs-Ehlert sprach die Einführung und ein Grusswort und die erste Lesung begann..Thomas Venclovas Gedichte wurden auf in Lettischer Sprache und dann auf Deutsch gelesen. Gebannt lauschten die kundigen Gäste..die kehlige Sprache und die Sprachmelodie fesselten die Zuhörer. Einzigartig. Übersetzerin Claudia Sinnig las die Texte dann auf Deutsch vor..Eine schöne sommerliche Stimmung lag in der Luft.
Dann folgte der musikalische Höhepunkt des Veranstaltung ..die Jazzmusiker Michel Godard (Serpent, Tuba und Bass) und der Stimmkünstler und Saxofonspieler Gavino Murgia. Es begann mit einem ruhigen Stück und das Erstaunen über die traumhaft schöne, aber ungewöhnliche Musik war spürbar. Obertonmusik und Tuba das ist etwas neues, ungehörtes und vielleicht sogar unerhörtes auf alle Fälle aber virtuos und ungewöhnlich. Den Nachbarh motivierte es zum Krähen und auch die Schafe auf der Weide nahmen aktiv am Konzert teil – offensichtlich wurden die sardischen Schäferlieder auch von Ihnen verstanden.In der Pause wandelten die Gäste durch Hof und Garten und genossen die Leckerein die der Germanenhof Ihnen bot. Es war ein rundum gelungenes Fest und eine wundervolle Stimmung die durch Fackeln und Kerzen unterstützt wurde. Die Strahler die auf einen Rosenboben, auf die Alte Eiche und auf das Haus gerichtet waren unterstützten die romantische Stimmung.

Nach der Pause folgte die fantastische Lesung von Matthias Habich aus dem Roman des polnischen Literaturnobelpreisträgers Czeslaw Milos – Das Tal der Issa. Die Ähnlichkeit des Alten Forstamtes und dem Tal der Beke mit der beschriebenen Landschaft war auffallend und die Gäste genossen den Abend und zogen Vergleiche zu anderen Veranstaltungen . Allgemeine Heiterkeit erregte die gekonnte Darstellung der Balzrufe eines Auerhahns durch Matthias Habich und der Hofhahn fühlte sich animiert dies mit einer eigenen Darbietung zu untermalen..

Die zwei Tage in denen der Literatur-und Musiktroß von Wege durch das Land bei uns Station machte – werden uns lange im Gedächtnis bleiben.

Kristin Wichert