Dienstag, 30. Juli 2013

Eine kurze Geschichte des Bauerngartens

Juli 2013 Eine kurze Geschichte des Bauerngartens Bauerngärten, wie wir sie heute kennen, haben sich aus verschiedenen Wurzeln entwickelt. Sie entstanden aus den Kräutergärten der Klöster, aus den Ziergärten adeliger Anwesen und aus dem Gemüseanbau in der Nähe menschlicher Siedlungen. Mit der Sesshaftwerdung des Menschen in der Jungsteinzeit entstanden bereits Bauerngärten. Sie waren in erster Linie Nutzgärten, in denen hauptsächlich Getreide und Gemüse angebaut wurden. Aus archäologischen Funden ist bekannt, dass in der jüngeren Steinzeit und in der Bronzezeit bereits Erbsen, Linsen, Saubohnen, Kohl, Karotten, Weizen, Hirse sowie einige heute noch bekannte Gewürzpflanzen, wie Kümmel und Petersilie angebaut wurden. Die „ersten Gärten“: In den ersten "Gärten" waren bereits Pflanzen wie Wegerich, verschiedene Ampferarten (*heute kennt man hauptsächlich Sauerampfer als Wildpflanze), Guter Heinrich, die Gartenmelde, die allseits bekannte Brennessel*, und die Wegwarte vertreten. *Heute wird die nahrhafte und gesunde Brennessel häufig als "Unkraut" betrachtet. In der Nähe der Siedlungen wurden auch bereits Sträucher wie Holunder, Haselnuss, Weissdorn und Schlehe angepflanzt. Man bereitete aus den Beeren des Holunders oder der Schlehe eine nahrhafte Suppe oder machte Mus daraus. Auch die Heilkraft des Holunders war allgemein bekannt. Hippokrates empfahl den Holunder für folgende Anwendungen: Wassersucht,Verstopfung oder Frauenbeschwerden. Bei den Germanen galt der Holunder übrigens als heiliger Baum. Man glaubte, dass in einem Holunderbaum die Hausgeister lebten. Ein Holunderbaum durfte weder beschnitten, noch gefällt werden. Im Zuge der Christianisierung geriet der magische Holunderbaum aufgrund seiner mystischen Vergangenheit dann trotz seiner vielfältigen Heilfähigkeiten in Verruf. Gärten der Römer/Klöstergärten Durch die römische Herrschaft und später durch die Gärten der Klöster gelangten viele bis dahin unbekannte Pflanzen aus Süd- und Südosteuropa in unsere Gärten, beispielsweise Pflanzen wie Weinraute und Ringelblume. Auch aus dem Orient wurden Pflanzen wie Tulpen, Narzissen und Lilien eingeführt. Die Römer brachten "Farbe" in die Gärten der Germanen – und weil die Römer eine Vorliebe für gewürzte Speisen hatten, wurden Kräuter wie Anis, Schnittlauch, Dill, Kerbel , Koriander und Bohnenkraut und sogar die Senfpflanze eingeführt. Die Gemüsesorten wurden vielseitiger; so tauchten Knoblauch, Rüben, Portulak, Sellerie, Spinat erstmals in diesen Gärten auf. Auch Feldsalat, Spargel, Gurken und Kürbis wurden in den hiesigen Gärten angepflanzt. Beim Obst erweiterte sich die Palette der Möglichkeiten - Pflaume, Pfirsich und Kirsche, Walnuss, Feigenbäume und Maulbeeren wurden jetzt gepflanzt. Rosen, Goldlack und Levkojen und die bereits erwähnten Lilien wurden von den Römern importiert aber bereits in der Völkerwanderungszeit verlor sich einiges an Pflanzen und diese verschwanden wieder aus den Gärten. Die Landgüterverordnung Karls des Grossen: Die Landgüterverordnung "Capitulare de villis", die 812 unter Karl dem Grossen erlassen wurde, enthielt Vorschriften die Verwaltung der Krongüter betreffend. Es gab in dieser Verordnung Kapitel die sich mit Dreifelderwirtschaft, Obstpflege, dem Anbau von Wein, der Zucht von Haustieren, Pferde, Rinder, Schafe, Schweinen, Ziegen und Bienen beschäftigten. In der Landgüterverordnung gab es ebenfalls ein sehr aufschlussreiches Kapitel, in dem sämtliche Pflanzen aufgeführt wurden, die in den königlichen Garten angepflanzt werden sollten. Es handelte sich um Gemüse, Küchenkräuter, Gewürz- und Heilpflanzen. Auch fanden 14 verschiedene Baumarten Erwähnung. Übrigens sind viele der ehemaligen Kulturpflanzen, die im „Capitulare de villis“ Erwähnung fanden im Laufe der Jahrhunderte verwildert. So kommt es, dass wir heute in den Feldfluren unserer Heimat häufig Königskerzen, Alant, Zichorie und Rossminze finden. Gärten im Mittelalter: Im Mittelalter kamen die meisten Impulse durch die Gärten der Klöster in die Gärten der Bauern. Klöster waren ein Hort des Wissens und die Orden der Zisterzienser und Benediktiner verfügten ausserdem über umfangreiche Kenntnisse über Gartenbau und Gartenkultur. Die Klöstergärten dienten sowohl zur Nahrungsgewinnung als auch zur Gewinnung von Heilmitteln. Heilende Salben und Tränke wurden aus den Blüten, Blättern und Wurzeln von Heilpflanzen gewonnen. Gärten im 18. und 19. Jahrhundert: Im 18. und 19. Jahrhundert wurden viele wichtige und bedeutende Nutzpflanzen wie Tomate, Kartoffel, Bohne, aber auch zahlreiche bekannte Blumen wie zum Beispiel die Nachtkerze, Sonnenhut, Goldmelisse aus Amerika in Europa eingeführt. Diese mittlerweile traditionellen Blumen- und Gemüsesorten haben sich durch den jahrhundertelangen Anbau an das jeweilige Klima einer Region angepasst. Durch den weltweiten Handel mit neuen Blumen- und Gemüsezüchtungen wurden allerdings viele alte Sorten wieder aus den Gärten verdrängt. Die Gärten wurden jetzt stark von Moden geprägt. Bauerngärten/Gärten der Neuzeit Erst mit Beginn der Neuzeit oder der Moderne begann man reine Blumengärten anzulegen. Die in diesen Gärten kultivierten Pflanzen waren Zuchtformen von bekannten einheimischen Pflanzen oder wurden neu in die Gärten eingeführt. Auch hier wilderten viele Sorten aus, wie zum Beispiel Skabiosen oder verschiedene Glockenblumenarten. Fazit: Der Bauerngarten von heute erinnert durch seine Wege und Beetstruktur noch immer an die Wegkreuze die in den Klostergärten vorhanden waren. Es ist ein eher traditionelle Gartenform die eine klare Struktur hat. Häufig sind die Beete mit Buchsbaum eingefasst. Es gibt eine Trennung zwischen Nutz-und Ziergarten. Gemüse und Kräuter wachsen in Beetsystemen wobei das Gemüse einem jährlichen Wechsel der Anbaufläche unterworfen wird. Bohnenstangen und die Anpflanzung von traditionellen Gemüsen wie Kohlpflanzen, Kartoffeln und Erdbeeren gehören in einen Bauerngarten. Die traditionellen Blumen des Bauerngartens sind beispielsweise Hortensien, Päonien, bunte Blumenrabatten, Rosenrabatten, Dahlien, Nelken, Goldlack, Zinnien, Löwenmaul, aber auch Zwiebelblumen und Pflanzen wie die Kapuzinerkresse deren Samen essbar sind und die bunte Farbakzente im Gemüsebeet setzt. Stauden geben dem Garten Farbe und Struktur. Häufig setzt man Farbkontraste wie Rote Rosen zu Blauem Eisenhut. Margariten, Stockrose, Akelei, Goldrute, Mohn, Sonnenbraut, Lilien und Iris geben dem Garten die Farbigkeit. Aber auch Bauerngärten sind regionalen Einflüssen unterworfen. Die Art der Pflanzung, die Kombination der Stauden in einem Beet, die unterschiedliche Art der Gestaltung von Wegen und Flächen geben auf Hinweise auf den Zeitpunkt der Entstehung des Gartens. Wie dem auch sei, ein Garten ist immer gepflanztes Glück und Zutrauen auf die Zukunft. Kristin Wichert

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